Turmbauer
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- Kategorie: Angespielt
- Veröffentlicht: Montag, 14. November 2011 08:19
- Geschrieben von Petra
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Lange keine Türme mehr gebaut war mein erster Gedanke, als mein Blick auf Turmbauer (Kosmos Verlag) fiel. Nicht nur der Name, sondern auch die Abbildung auf der Spielschachtel lassen vermuten, dass es wirklich um den Bau von Türmen geht. Und es hat etwas gedauert, bis ich gemerkt habe, dass der "gemustert weiße" Hintergrund eher ein Untergrund ist, da man von oben auf einen Turm herabsieht, dessen Fundament sich wohl unter den Wolken befindet.
Sowohl die Abbildung auf der Schachtelrückseite als auch der Text daneben verraten einiges über das Spielgeschehen und den Inhalt der Spielschachtel, zumal sich daneben die Materialauflistung befindet. Auch die typische Kosmos Info-Box, die einem sagt, dass Planer und Glückspilze weniger gefragt sind als Fingerfertige und Wolkenstürmer, gibt weitere Hinweise auf das Spielgeschehen. Natürlich fehlen auch die technischen Daten (2-4 Spieler, ab 8 Jahren, ca. 30 Minuten) nicht.
Material und Spielregel
Das gesamte Spielmaterial ist aus Holz. Für jeden Spieler gibt es 12 Bausteine, eine Spielfigur sowie 2 Bauscheiben. Während die Figuren und Bauscheiben komplett in den Spielfarben Blau, Gelb, Grün oder Rot sind, weisen die Bausteine eine "Würfelstruktur" auf. Hier wechseln sich die Spielfarben mit der Naturfarbe des Holzes ab. Jedes Bauteil besteht aus einer bestimmten Anzahl Teile, jede Teilezahl von 1 bis 6 ist zweimal pro Farbe vorhanden. Zum neutralen Spielmaterial zählen ein Grundstein, 2 6-seitige Würfel sowie 5 Stoffbeutel.
Ein quadratisches Blatt in Schachtelgröße mit Text auf beiden Seiten, mehr Platz beansprucht die Spielregel nicht. Nach den Punkten Spielidee und Spielziel sowie Spielmaterial wird bereits auf die 2-Spieler-Regel, dessen nähere Erläuterung sich am Ende der Regeln befindet, hingewiesen. Anschließend geht es mit der Beschreibung von Spielablauf und Spielende weiter. Den Abschluss bildet ein kurzes Autorenporträt von Matt Mette. Beispiele und Bilder verdeutlichen zudem das Geschriebene.
Spielziel
Am Schluss des Spiels mit der eigenen Spielfigur am höchsten Punkt des Turms stehen ist das Ziel, denn dieser Spieler gewinnt. Das Spiel endet, wenn entweder alle Bausteine verbaut sind, oder wenn der Turm einstürzt. Im letzten Fall gewinnt der Spieler, dessen Figur vor dem Einsturz am höchsten stand.
Spielvorbereitung
Jeder Spieler erhält eine Spielfigur, 2 Bauscheiben sowie die Bausteine seiner Spielfarbe, wobei jeweils ein naturfarbener Stein enthalten ist. Anschließend wird der Grundstein hingelegt und der Startspieler per Würfelwurf ermittelt.
Spielablauf
Die Spieler sind der Reihe nach am Zug. Dieser beginnt zunächst mit dem Würfelwurf beider Würfel. Die erwürfelten Zahlen geben an, welches Teil an den Grundstein angebaut werden muss. Wurden beispielsweise eine 3 und einen 5 erwürfelt, so darf entweder ein 3-teiliges oder ein 5-teiliges Bauteil verbaut werden. Bei einem Pasch, also zwei gleichen Zahlen, darf sich der Spieler das Teil selbst aussuchen, das er verbauen möchte. Passt kein Teil im Vorrat zu den erwürfelten Zahlen, muss der Spieler beim Bau aussetzen und außerdem ein beliebiges Teil in die Schachtel zurücklegen.
Beim Bau sind einige Regeln zu beachten. So darf, abgesehen von der ersten Runde, nicht so gebaut werden, dass der Tisch (die Unterlage) von dem eingebauten Teil berührt wird. Mindestens eine Fläche des neuen Teils muss eine Fläche des bisherigen Baus vollständig berühren. Beim Bau muss ein Schachbrettmuster entstehen, sich Farbteil und Naturteil also immer abwechseln. Auch darf das neue Bauteil nie weiter als um ein Teil herausragen.
Es ist erlaubt mit beiden Händen zu bauen und an beliebigen Stellen auszuprobieren sowie Spielfiguren zu überbauen, allerdings müssen diese mindestens 1 Feld als freien Weg haben. Fallen weniger als 2 Teile herab, so dürfen sie wieder an ihre alte Position zurück. Sind es mindestens 3, so gilt der Turm als eingestürzt. Dann gewinnt der Spieler, dessen Figur vor dem Einsturz am höchsten stand.
Hat der Spieler das neue Teil angebaut, darf er anschließend seine Spielfigur bewegen. Um besser an die eigene Figur zu kommen, darf der Spieler auch einen Baustein vorübergehend entfernen. In seiner Bewegung darf er beliebig weit über Felder ziehen, die neutral sind oder die Farbe seiner Spielfigur haben. Als Felder gelten die waagerechten Flächen der Teile. Es ist auch erlaubt, stufenweise hinauf- oder hinabzusteigen, sofern der Höhenunterschied jeweils nur eine Stufe beträgt. Es darf immer nur eine Figur auf einem Feld stehen. Das Überspringen von Mitspielerfiguren ist verboten. Erst wenn der Spieler "Fertig" sagt, gilt sein Zug als abgeschlossen und der nächste Spieler ist am Zug.
Zweimal im Spiel ist es durch die Abgabe einer Bauscheibe möglich, einen beliebigen Baustein zu verwenden, Felder in einer "fremden" Farbe zu überqueren, dort stehen zu bleiben oder zwei Stufen senkrecht zu springen.
Das Spiel endet, wenn alle Spieler ihre Bauteile verbaut haben.
Entschuldigung für die eher schlechten Aufnahmen, doch sie sind während des Spiels entstanden, daher waren die Fotos zweitrangig.
Fazit
Im Neuzustand sind die Bausteine einer Farbe jeweils zu einem Quader zusammengefügt. Dass ein Pappinnenleben der Schachtel dies nicht klaglos übersteht, ist fast zu erwarten, lässt sich aber auch verschmerzen, da zum Verstauen der Bausteine Beutel beigelegt sind. Und dann die Pappe sowieso stört.
Weniger schön war allerdings, dass zumindest bei meinem Exemplar einige Bausteine "zusammenklebten" und nur mit sanfter Gewalt voneinander gelöst werden konnten. Daher ist die Farbe auch nicht immer an den Stellen, an denen sie hingehört. Wirklich störend ist das zumindest bei meinem Exemplar nicht.
Die Spielregel ist verständlich und gut lesbar. Etwaige Fragen, die beim Lesen des Textes entstehen, werden durch die Beispiele beantwortet. Eine Kleinigkeit ist mir beim Spielregelblatt aufgefallen. Dort wird immer von Bauringen gesprochen, auch auf zwei Abbildungen sind diese zu sehen, allerdings gibt es nur farbige Scheiben beim Spielmaterial. Für die Funktion während des Spiels ist dies aber unwichtig, da könnten es auch farbige Würfel oder ähnliches sein.
Spielt man zu zweit, so gelten besondere Regeln. Jeder Spieler spielt mit zwei Farben. Es gewinnt der Spieler, dessen Figuren in Summe am höchsten stehen. Dass die Spieler abwechselnd agieren, war in meinen Testpartien immer klar, die Schwierigkeit lag darin sich zu merken, mit welcher Farbe jeweils zu spielen war. Mir hat diese Variante nicht so sehr gefallen und ich spiele Turmbauer lieber zu dritt oder zu viert.
Dann jedoch ist Turmbauer ein schönes Bauspiel. Zu Anfang haben die Spieler oft noch die Wahl: Gehe ich auf Nummer Sicher und sorge für Stabilität, oder eher das Gegenteil? Im weiteren Verlauf wird es immer schwieriger, überhaupt ein Teil platzieren zu können, schließlich soll am besten nur die eigene Figur davon profitieren.
Es wird bei Turmbauer gewürfelt, somit ist auf jeden Fall auch das Glück mit im Spiel. Es kann vor allem gegen Schluss durchaus passieren, dass für die erwürfelten Zahlen kein Bauteil mehr vorhanden ist, der Spieler somit aussetzen und ein Bauteil abgeben muss.
Durch das richtige Vorgehen zu Beginn, die unterschiedlichen Teile gleichmäßig einzusetzen, kann dieses Risiko aber verringert werden. Außerdem gibt es noch die Bauscheiben, mit deren geschickten Einsatz der Spieler manchmal das Blatt noch wenden kann.
Geschicklichkeit ist bei Turmbauer gefragt, aber auch ein gutes Auge und das richtige taktische Vorgehen. Denn man möchte ja nicht dem Mitspieler einen idealen Weg zur Spitze bauen. Auch wenn ohne Zeitlimit gebaut wird kommt mit der Zeit doch sehr viel Spannung auf. Hier gilt es Ruhe zu bewahren.
Ich danke dem Kosmos Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Spiel: Turmbauer
Autor: Matt Mette
Grafik: Martin Hoffmann
Verlag: Kosmos Verlag
Anzahl: 2-4 Spieler
Alter: ab 8 Jahre
Dauer: ca. 30 Minuten
Jahr: 2011
Preis: ca. 32,99 Euro (Stand 12.11.2011)