Orkensturm
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- Kategorie: Angespielt
- Veröffentlicht: Dienstag, 24. November 2015 08:36
- Geschrieben von Stefan
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Wenn ein Gesellschaftsspiel zu einem Rollenspiel veröffentlicht wird, dann ist es fast meine Pflicht sich diesem anzunehmen. Zum bekanntesten deutschen Rollenspiel Das Schwarze Auge ist nun das Spiel Orkensturm von Ulisses Spiele erschienen. Der Vertrieb der Gesellschaftsspiele von Ulisses Spiele liegt in den Händen des Heidelberger Spieleverlags. Hinter dem Titel Orkensturm verbirgt sich ein geschichtliches Ereignis der Spielwelt Aventurien.
Auf der Rückseite der Verpackung erwartet uns viel Text und nur ein kleiner Ausschnitt ist dem eigentlichem Spielmaterial gewidmet. Das Raulsche Reich bangt um Kaiser Hal, der seit einem Jagdausflug im Bornland spurlos verschwunden ist. Noch während Thronerbe Brin von Gareth auf der Suche nach seinem Vater ist, schwingt sich in der Hauptstadt der einflussreiche Answin von Rabenmund auf den Thron. Ausgerechnet jetzt fallen die Orks ins Mittelreich ein! Orks bedrohen das Reich? Auf zu den Waffen will man rufen und sich den garstigen Unholden entgegen stellen. Doch nicht so bei Orkensturm, hier wird eher im Hintergrund bei Hofe agiert oder intrigiert. Vervollständigt werden die Informationen auf der Rückseite durch die technischen Daten (3-8 Spieler, ab 14 Jahren, ca. 90 Minuten) des Spiels und dem Hinweis, dass einem im Inneren mehr als 200 Spielkarten erwarten.
Material und Spielregel
Das Spielmaterial zu Orkensturm besteht aus einem Spielbrett, einem Auslageplan, 16 Spielfiguren (2 je Spielfarbe) und 4 Zählsteinen aus Holz, sowie 220 Spielkarten im normalen Kartenformat. Die Spielkarten unterteilen sich in 165 Einflusskarten, 8 Loyalitätskarten, 14 Brins Beraterkarten, 14 Answins Beraterkarten, 18 Ereigniskarten und einer Startspieler-Karte. Das Spielbrett zeigt in der Mitte acht Charakterfelder, diese stehen für die Aktionen, die während des Spiels gewählt werden können. Vier Zählleisten umgeben die Charakterfelder, diese stehen für Truppen des Mittelreichs, Truppen der Orks, Kaiserliche Schatzkammer und Zeit. Die vier Zählleisten werden abermals umgeben von einer Leiste zum Abtragen der Ansehenspunkte.
Weiterhin liegt dem Spiel eine achtseitige Spielanleitung im Schachtelformat bei. Unterteilt wird die Spielanleitung in die typischen Bereiche Spielziel, Spielvorbereitung, Spielablauf und Spielende. Die einzelnen Aktionen werden ausführlich erläutert, eine entsprechende Bebilderung erleichtert das Regelverständnis.
Spielziel
Bei Orkensturm geht es darum Ansehenspunkte zu sammeln. Der Spieler, der bei Spielende die meisten Ansehenspunkte errungen hat, gewinnt das Spiel. Dabei ist es hilfreich die richtige Seite im Spiel zu unterstützen und dadurch die entsprechenden Bonuspunkte zu erhalten.
Spielvorbereitung
Die Spielkarten werden getrennt gemischt und auf den dafür vorgesehenen Ablageflächen platziert, dann wird gemäß den Vorgaben ein Vorratsstapel zusammengestellt. Jeder Spieler entscheidet sich nun entweder dafür die Seite Brins, oder Answins zu unterstützen. Bei einer Spielrunde mit gerader Anzahl an Spielern ist das Verhältnis 50:50, ansonsten hat eine Seite eine Mehrheit von einem Spieler. Jeder Spieler erhält eine Beraterkarte seiner Seite und anschließend wird gemäß der Verteilung der initiale Kartenstapel für den Orkensturm vorbereitet. Jetzt noch die Zählsteine auf den vier Leisten platzieren und dann kann eine Partie Orkensturm beginnen.
Spielablauf
Orkensturm wird über mehrere Runden gespielt. Jede Spielrunde unterteilt sich dabei in fünf Spielschritte, die einzelnen Spielschritte werden jeweils vom Startspieler eröffnet. Im ersten Schritt wählen die Spieler ein Charakterfeld auf dem Spielbrett, dabei darf kein Charakterfeld zweimal direkt hintereinander gewählt werden. Anschließend werden die Charakterfelder ausgewerter, hier muss man sich zwischen zwei Aktionen entscheiden. Während die erste Aktion immer neue Karten einbringt, kann man über die zweite Aktion meist Ansehenspunkte generieren, oder aber auch eine weitere Beraterkarte ziehen. Wurden die Aktionen ausgeführt, fügt jeder Spieler dem Kartenstapel des Orkensturms zwei Karten hinzu. Nun mischt der Startspieler diesen Kartenstapel und zieht Karten in Höhe der doppelten Anzahl der Spieler. Anschließend wird das Verhältnis der gezogenen Karten verglichen und die Auswirkungen auf den vier Zählleisten abgetragen. Die gezogenen Karten kommen danach auf den Auslageplan. Abschließend wird noch geprüft, ob eine der Bedingungen für das Ende des Spiels eingetreten ist, dies geschieht, wenn eine der Zählleisten den Wert 0 erreicht. Daraus resultierend werden weitere Ansehenspunkte vergeben, des Weiteren werden nun Beraterkarten ausgewertet, die bei Spielende weitere Ansehenspunkte geben können. Der Spieler mit den meisten Ansehenspunkten gewinnt das Spiel.
Optional kann das Spiel noch durch den Einsatz von Ereigniskarten erweitert werden.
Fazit
Das Spielmaterial zu Orkensturm ist gut verarbeitet, lediglich die Spielkarten sind von der Oberfläche recht glatt und fühlen sich für mich nicht so wertig an. Gut finde ich, das jeder Kartentyp seinen Platz auf dem Spielbrett, bzw. dem Auslageplan findet. Somit sind es lediglich die Spielkarten der Spieler, die frei auf dem Tisch liegen. Wo ich gerade das Spielbrett und den Auslageplan erwähne stellt sich mir die Frage, ob man den Auslageplan nicht als Teil des Spielbretts hätte gestalten und somit dem Schachtelformat angleichen können? Das gesonderte Tableau ist nicht störend, aber mir hätte eine Integration ins eigentliche Spielbrett besser gefallen. Bei der Gestaltung des Spielbretts wurde auf generische Figuren wie der Magierin, dem Regenten oder dem Spion zurückgegriffen, bei einem Spiel mit einer thematischen Bindung hätte ich mir hier entsprechende Persönlichkeiten aus der Welt des Schwarzen Auges gewünscht. Die Spielfiguren sehen aus wie halbierte Carcassonne Meeples, da sie nicht so dick sind fehlt ihnen etwas die Standfestigkeit, so dass sie bei uns zumeist hingelegt wurden.
Von der Spielmechanik ließ uns Orkensturm zwiespaltig zurück. Gerade in Partien mit einer ungeraden Anzahl von Spielern trat dieses Gefühl verstärkt auf. Hier hat eine Seite (Brin oder Answin) einen Überhang an Spielern, bei der initialen Zusammenstellung der Karten für den Orkensturm-Stapel wird dieses Ungleichgewicht durch eine entsprechende Verteilung der Karten versucht auszugleichen. Während des Spiels steuern die Spieler dann entsprechend ihrer Rolle Karten zu dem Orkensturm-Stapel bei, und genau hier verschiebt sich gefühlt die Wahrscheinlichkeit zu Gunsten der stärkeren Gruppe. Nicht selten wurden Aussagen wie: "das Ergebnis liegt eigentlich schon fest", geäußert.
Das Spielende kann je nach Kartenverteilung im Orkensturm-Stapel recht schnell eintreten. Statt die eigene Seite zu unterstützen sollte man daher während des Spiels auch darauf achten, Ansehenspunkte zu bekommen. Durch die Beraterkarten verfolgt jeder Spieler noch eigene Ziele und kann eventuell sogar die Seiten wechseln, bzw. während des Spiels oder bei Spielende zusätzliche Ansehenspunkte erhalten. In unseren Partien mit Ereigniskarten hatten die Ereignisse meistens nur wenig Einfluss auf das Spiel. Über Orkensturm wurde nach Ende der Partien bei uns mitunter am meisten diskutiert.
Je mehr Spieler mitspielen, desto interessanter wird Orkensturm. Doch rein von der Wahrscheinlichkeit kann ab einer Rundengröße von sechs Spielern eine Partie bereits nach der ersten Runden zu Ende sein, und zwar dann wenn direkt 12 oder mehr Karten aus dem Orkensturm-Stapel von einer Armee gezogen werden und es keine Gegenkarten gibt. Dann wird der Marker quasi direkt auf Null gesetzt und das Spiel endet.
Das Problem, das ich mit Orkensturm habe, ist eindeutig der Titel. Mir suggeriert die Begrifflichkeit Orkensturm das aktive Handeln gegen die Invasoren aus dem Norden. Doch kein einziger Schwarzpelz lässt sich im Spiel blicken, von einem ganzen Orkensturm ganz zu schweigen. Dieser Umstand lässt mich etwas ernüchternd zurück. Dabei ist Orkensturm kein schlechtes Spiel. Die einzelnen Züge lassen sich flott spielen und das auf und ab auf den unterschiedlichen Einflussleisten sorgt für ein gewisses Maß an Spannung. Das Buhlen nach Ansehenspunkten lässt einen aber schnell das namensgebende Ereignis der aventurischen Geschichte vergessen.
Ich danke dem Heidelberger Spieleverlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares
Spiel: Orkensturm
Autor: Andrea Chiarvesio
Illustration: Nadine Schäkel
Verlag: Heidelberger Spieleverlag, Ulisses Spiele
Anzahl: 3-8 Spieler
Alter: ab 14 Jahre
Dauer: ca. 90 Minuten
Jahr: 2015
Preis: ca. 32,95 Euro (UVP Heidelberger, Stand 21.10.2015)