Die Gulli-Piratten
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- Kategorie: Angespielt
- Veröffentlicht: Samstag, 01. Dezember 2012 09:36
- Geschrieben von Petra
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Letztes Jahr (2011) auf der Neuheitenschau zur SPIEL in Essen hat mir der Autor Andreas Pelikan sein Spiel Die Gulli-Piratten (Heidelberger Spieleverlag) erklärt. Bereits dort gefielen mir die Spielfiguren und besonders die Motive auf den Beutemarkern. Idee und Aufmachung fand ich ziemlich witzig und schräg.
Der Schrecken der Kanalisation, so lautet der Untertitel von Die Gulli-Piratten auf dem Schachtelcover. Die darunter abgebildete Figur ist gleich als Gulli-Piratt zu erkennen, natürlich gibt es auch eine schwarze Flagge mit einem Totenkopf, der aber doch etwas anders aussieht.
Tief unter der Welt der verschwenderischen Menschen liegen unerforschte Gewässer volller Abenteuer und Dreck. Nur die wagemutigsten Lebewesen steigen hinab in den Untergrund und fordern ihr Schicksal an Bord einer der legendären Kanalfregatten heraus, um gewaltige Schätze zu erbeuten. Mit diesen Worten wird auf das Spielgeschehen eingestimmt. Einen ersten Eindruck vom Spielmaterial liefert das Bild darunter. Eine Auflistung des Spielmaterials ist ebenso zu finden wie die technischen Daten (2-5 Spieler, ab 10 Jahren, ca. 30-60 Minuten).
Material und Spielregel
Endgültig eingeräumt wirkt die Spielschachtel sehr aufgeräumt, aber nicht leer. Enthalten sind 3 Schiffspläne, 42 quadratische Beutemarker, 13 runde Bonusmarker sowie 2 Übersichtskarten aus stabilem Karton. Aus Kunstoff sind die 30 detaillierten Pirattenminiaturen und die 20 Color-Clicks, Kunststoffscheiben die unter die Miniaturen geschoben werden können, um diese mit einer Spielfarbe zu kennzeichnen. Des Weiteren gibt es noch 54 Talismankarten mit Katzen-, Vogel-, oder Fischmotiv und 6 Sippenkarten im kleinen Kartenformat.
Die Spielanleitung umfasst 8 farbige DIN A4 Seiten. Die Anleitung ist strukturiert und umfasst die Abschnitte Ziel des Spiels, Spielvorbereitung, Spielregeln, Die Figuren und ihre Fähigkeiten und eine Erläuterung der Beute- und Bonusmarker. Kleine Bilder zur Erläuterung der Regeln sind ebenfalls vorhanden.
Spielziel
Auch bei Die Gulli-Piratten geht es um Siegpunkte. Beute- und Bonusmarker sammeln ist die Devise, diese gibt es wenn ein Schiff ausläuft für die Figuren auf den ersten drei Plätzen.
Spielvorbereitung
Zunächst werden die 3 Schiffspläne auf den Tisch gelegt. Anschließend werden sowohl Beutemarker als auch Bonusmarker verdeckt gemischt und jeweils als Stapel bereit gelegt. Vor jedes Schiff werden 6 Beute- und 2 Bonusmarker so bereit gelegt, dass 2 Treibguthaufen mit einem Bonus- und 3 Beutemarkern entstehen. Vier zufällige Talismankarten werden offen unter die Schiffspläne gelegt, die übrigen als verdeckter Stapel daneben. Anschließend werden die Figuren entsprechend der gewünschten Spielversion verteilt. In der einfachen Variante bekommt jeder Spieler Figuren einer Sippe, die Eigenschaften der unterschiedlichen Sippen spielen dann keine Rolle. Für Fortgeschrittene haben die unterschiedlichen Sippen unterschiedliche Eigenschaften, die Verteilung der Figuren erfolgt dann indem 4 Sippenkarten zufällig gezogen werden. Jeder Spieler hat dann die gleichen Figuren. Zur Kennzeichnung werden diese mit den Color-Clicks der gewählten Spielfarbe versehen. Abschließend ziehen die Spieler ihre Startkarten; der Startspieler und sein linker Nachbar 3, die übrigen Spieler 4 Karten.
Spielablauf
Beginnend mit dem Startspieler führt nun jeder Spieler genau eine der vier Aktionen aus:
- 2 Karten nachziehen: Die Karten können aus der offenen Auslage oder vom Stapel genommen werden. Eine Kombination ist ebenfalls möglich.
- Figur auf ein Mannschaftsfeld setzen: Um eine Figur auf ein Mannschaftsfeld zu setzen, entweder von außen oder von einem anderen Feld, muss für jedes freie Feld mit einer passenden Talismankarte bezahlt werden.
- Kapitän werden: Wenn zwischen der eigenen Figur und dem Kapitänsfeld alle Plätze besetzt sind, darf auf das Kapitänsfeld gezogen werden. Für eine Figur, die sich bereits auf dem Schiff befindet, muss eine Karte bezahlt werden, für eine von Außen werden drei Karten fällig.
- In See stechen: Befindet sich die eigene Figur auf dem Kapitänsfeld, so muss das Schiff ablegen. Nun bekommt zuerst der Kapitän seine Beute, den ausliegenden Bonusmarker und einen Beutemarker seiner Wahl vom ersten Treibguthaufen. In der Reihenfolge der Plätze dürfen sich dann die anderen Spieler jeweils einen Beutemarker nehmen. Der Spieler auf Platz vier geht leer aus, darf dafür aber mit seiner Figur auf dem Schiff bleiben und einen Platz weiter rücken. Ein neuer Treibguthaufen wird ausgelegt.
Es wird so lange gespielt, bis vor einem Schiff kein Treibguthaufen mehr liegt. Alle Fregatten mit einem Kapitän dürfen aber noch auslaufen. Anschliessend werden die Punkte der gesammelten Schätze gezählt.
Auf den Beute- und Bonusmarkern stehen in der rechten oberen Ecke immer Zahlen in einem farbigen Feld. Sind diese rund, so gilt der aufgedruckte Wert immer, sind diese dagegen sternförmig, so müssen Bedingungen erfüllt werden. Konservendosen beispielsweise benötigen immer jeweils einen Dosenöffner; um Teddybären oder Stoffpuppen werten zu können braucht der Spieler einen Papagei. Hat man dagegen Pommes, so können diese mit Ketchup aufgewertet werden.
Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt das Spiel.
Fazit
Das Spielmaterial von Die Gulli-Piratten gefällt mir. Die Pirattenminiaturen sind recht robust, weisen keine scharfen Ecken und Kanten auf und sind zudem sehr detailliert gestaltet. Auch die Komination mit den Color-Clicks zum farblich kennzeichnen funktioniert gut. Viele Abbildungen auf den Markern erinnern an echte Produkte. Doch etwas Schatten gibt es beim Spielmaterial auch, und das sind die Übersichtsbögen. Zum Glück werden diese für das einfache Anfängerspiel nicht benötigt. Ich habe immer wieder Schwierigkeiten, die erklärenden Piktogramme auf den Übersichtsbögen zu verstehen und schaue während einer Partie dann lieber gleich in der Spielanleitung nach. In der Schachtel, die ohne passendes Tiefziehteil wohl etwas leer aussähe, hat alles seinen Platz. Druckverschlussbeutel oder ähnliches sind nicht nötig. Die Gulli-Piratten sind übrigens in Deutschland hergestellt.
Die Spielanleitung ist gut lesbar und auch verständlich geschrieben. Die Beschreibung bezieht sich auf das "normale" Spiel mit den verschiedenen Fähigkeiten der unterschiedlichen Figuren. Auf die Besonderheiten des Anfängerspiels wird aber rechtzeitig hingewiesen. Einige Bilder, zum jeweiligen Text passend, sind ebenfalls vorhanden.
Etwas Glück braucht man schon, wenn die Karten nicht so ausliegen wie man selbst möchte, weitaus wichtiger ist aber das richtige taktische Vorgehen. Schließlich sollen Beute und Bonus auf jeden Fall zusammen passen, vor allem gesammelte Konserven, Puppen und Bären sind ohne die richtigen Bonusmarker wertlos.
Das einfache Spiel ist wirklich ideal für den Einstieg. Man muss nur auf die Beute achten und die richtigen Karten dafür ausspielen. Anspruchsvoller wird es im normalen Spiel, wenn die verschiedenen Fähigkeiten der unterschiedlichen Figuren mit ins Spiel kommen. Da stellt sich dann die Frage welche Figur man wohin setzen möchte. Die Ratte beispielsweise bekommt 2 Schätze, allerdings nur wenn es noch so viele zu verteilen gibt, der Waschbär dagegen muss bezahlt werden, wenn er übersprungen wird.
Bei Die Gulli-Piratten gleicht kein Spiel dem anderen. Sowohl Talismankarten als auch Beute- und Bonusmarker liegen in immer wieder anderen Konstellationen aus. Auch das Ersteigern der einzelnen Bandenmitglieder ist als Option vorgesehen. Somit ist auch bei den Spielfiguren Abwechslung möglich.
Ich danke dem Heidelberger Spieleverlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares
Spiel: Die Gulli-Piratten
Autor: Andreas Pelikan
Illustration: Marina Fahrenbach
Verlag: Heidelberger Spieleverlag
Anzahl: 2-5 Spieler
Alter: ab 10 Jahre
Dauer: ca. 30-60 Minuten
Jahr: 2012
Preis: ca. 24,50 Euro (Stand 28.11.2012)