Aquileia
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- Kategorie: Angespielt
- Veröffentlicht: Dienstag, 11. Dezember 2012 08:59
- Geschrieben von Petra
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Aquileia, so heißt nicht nur das im Herbst 2011 beim Zoch Verlag erschienene Brettspiel, sondern auch ein kleiner Ort mit ca. 3400 Einwohnern in der Provinz Udine in Italien. Heute zumindest in meinen Spielrunden unbekannt, war Aquileia im römischen Reich allerdings die zweitwichtigste Stadt. Und jetzt auch Namensgeber für das Spiel, das vor mir liegt.
Das Cover zeigt einige typische Gebäude dieser Zeit, ein Streitwagen scheint den Betrachter in nächster Sekunde umzufahren.
Wohlstand, Waffen, Wettvergnügen... In der zweitwichtigsten Stadt des Römischen Reiches blühten Kunsthandwerk, Handel und Glücksspiel. Den Hafen verlassen kostbare Güter. Neureiche Patrizier vertreiben sich die Zeit bei Gladiatorenkämpfen und Pferdewagenrennen. Mit diesen Worten beginnt der Text auf der Rückseite. Anschließend wird das Spielgeschehen noch kurz beschrieben. Diesen Text gibt es nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch und Italienisch. Einen Einblick auf das Spielmaterial gibt es ebenfalls. Ein Hinweis, dass die Spielregeln in diesen drei Sprachen enthalten sind, ist ebenso vorhanden. Mit der kleinen graphischen Darstellung von Wettkünstler und Schlaue Händler mit einem längeren Balken als Gewiefte Zocker und Baustrategen kann ich allerdings nicht viel anfangen. Die technischen Daten (3-5 Spieler, ab 12 Jahren, ca. 90 Minuten) sind auf jeder Schachtelseite zu finden.
Material und Spielregel
Ohne dem mittlerweile bei vielen Spielen üblichen Pappinnenleben würde die Spielschachtel von Aquileia wohl sehr leer aussehen. Enthalten sind ein Spielplan aus dickem Karton sowie 117 Münzen, genauer gesagt jeweils 39 Gold-, Silber- und Bronzemünzen, ein Startspieler-Plättchen und in jeder Spielfarbe noch eine Wertungsscheibe, ein Vorteilswappen und ein Stärkeschild aus dünnerem Material. In den Spielerfarben Rot, Orange, Gelb, Blau und Grün gibt es jeweils 5 Gefolgsmänner und 9 Häuser aus Holz. Aus dem gleichen Material sind auch die 4 blauen und 3 roten Würfel. Ebenfalls enthalten sind 22 Sklavenkarten, 17 Waffen- und Pferdekarten, 12 Stadionkarten und 6 Theaterkarten im kleinen Kartenformat.
Spielregeln gibt es natürlich auch. Diese liegen in den Sprachen Deutsch, Englisch und Italienisch bei. Auf 8 Seiten gibt es Informationen über Spielmaterial, Spielvorbereitung, Spielziel, Spielablauf mit Platzierungsphase und Aktionsphase sowie Spielende. Einen großen Teil der Anleitung nehmen die Beispiele ein.
Spielziel
Siegpunkte sind auch bei Aquileia das Ziel. Diese gibt es während des Spiels in den Bereichen PECUNIA, ARENA, FORUM und PORTUS. Außerdem gibt es Siegpunkte in der Abschlusswertung für die gesammelten "neutralen" Lorbeerkarten und für die eigenen Villen, wenn der Spieler farbgleiche Stadion-und/oder Theaterkarten besitzt.
Spielvorbereitung
Zunächst wird der Spielplan auf den Tisch gelegt und die Spieler erhalten das Spielmaterial in ihrer Spielfarbe sowie jeweils 1 Gold, 1 Silber und 2 Bronze. Anschließend werden 3 zufällige Waffen- und Pferdekarten offen auf die eingezeichneten Plätze rechts oben gelegt, die übrigen Karten bilden daneben den verdeckten Nachziehstapel. Die Sklavenkarten werden darunter ebenfalls verdeckt gestapelt. Die blauen Würfel kommen auf das Feld POTENTIA, die roten neben den Spielplan. Auf dem Feld THEATRUM werden noch die gemischten Theaterkarten als verdeckter Stapel abgelegt. Am STADIUM wird eine zufällige Stadionkarte offen, die übrigen verdeckt als Stapel abgelegt.
Spielablauf
Gespielt wird über 6 Runden. Jede Runde besteht aus einer Platzierungsphase und einer Aktionsphase. In der Platzierungsphase setzten die Spieler reihum jeweils einen ihrer Gefolgsmänner oder ihr Vorteilswappen auf eines der noch freien Felder. Damit wählen die Spieler die einzelnen Aktionen aus, die sie in der nächsten Phase tätigen möchten. Wenn alle Spieler ihre gewünschten Figuren gesetzt haben, es besteht kein Platzierungszwang, beginnt die Aktionsphase.
In dieser werden die einzelnen Gebiete des Spielplans der Reihe nach abgearbeitet. Begonnen wird mit dem MERCATUS, in dem die Aktionen Betrüger, Geldwäsche, Waffen und Pferde, Sklaven und Stärke möglich sind. Es können Münzen erwürfelt, Geld getauscht und gleich 4 Siegpunkte kassiert, Waffen-, Pferde- oder Sklavenkarten gekauft oder die 4 blauen Würfel als Verstärkung für die Gebiete ARENA und/oder STADIUM genommen werden.
Als nächstes Gebiet ist die ARENA dran. Hier findet der Gladiatorenkampf statt. Spieler, die hier eine Figur gesetzt haben, nehmen am Kampf teil. Die Kampfstärke der Beteiligten ergibt sich aus der Summe der Werte der Felder, dem jeweiligen Würfelergebnis, etwaiger gespielter Sklaven- oder Waffenkarten und dem Ergebnis der geworfenen blauen Würfel, falls diese eingesetzt werden. Die Teilnehmer erhalten Bronzemünzen je nach Platzierung, außerdem hat der Sieger die Wahl zwischen Siegpunkten und einer Sklavenkarte. Der Zweitplatzierte bekommt zusätzlich noch das was der Sieger nicht gewählt hat.
Ähnlich läuft es auch im STADIUM, dem 3. Gebiet ab. Nur dass die Spieler sich beim Setzen der Figuren schon für eine Seite, Gold oder Silber, entscheiden müssen. Zur Ermittlung der Rennstärke werden die Werte der Felder, das Ergebnis der geworfenen roten Würfel, etwaige Pferdekarten und das Ergebnis der restlichen blauen Würfel, falls vorhanden, addiert. Je nach gewählter Seite erhält der Sieger 3 Gold- oder Silbermünzen und darf zwischen der offen ausliegenden oder der gezogenen obersten verdeckten Stadionkarte wählen. Der Zweitplatzierte erhält 2 Münzen und die vom Sieger abgelehnte Stadionkarte. Für den dritten Platz gibt es noch 1 Münze. Falls es zu keinem Rennen kam, werden sowohl die aufgedeckte als auch die oberste Stadionkarte aus dem Spiel genommen.
Im folgenden THEATRUM wird die oberste Theaterkarte versteigert. Die Teilnehmer müssen das bestehende Gebot zunächst münzgenau mitbieten und dürfen immer nur um eine Münze erhöhen.
Im FORUM wird gebaut, entweder links Handwerksbetriebe und Geldstuben, die während des Spiels Siegpunkte oder Münzen bringen können, oder rechts Villen, die erst bei der Schlusswertung Ertrag bringen können. Auch hier muss münzgenau bezahlt werden, Sklaven dürfen allerdings zuviel abgegeben werden.
Das letzte Gebiet ist der PORTUS. Nachdem sich der Hafendieb betätigt hat können die Spieler ihre Handwerkbetriebe und Geldstuben aktivieren.
Nach der sechsten Runde endet das Spiel und die Schlusswertung erfolgt. Zu den bereits gesammelten Punkten kommen noch die Siegpunkte der Lorbeerkarten und die Siegpunkte für die eigenen Villen hinzu. Villen bringen aber nur Siegpunkte, wenn der Spieler farbgleiche Stadion- oder Theaterkarten besitzt. Farblich geteilte Karten dürfen nur einmal gezählt werden.
Der Spieler, der zum Schluss die meisten Siegpunkte hat, gewinnt das Spiel.
Fazit
Das Material von Aquileia ist durchaus in Ordnung, auch wenn die große Schachtel mengenmässig vielleicht etwas mehr vermuten lässt. Die Gestaltung des Spielplans ist recht nüchtern, die Farben sind zudem doch sehr gewöhnungbedürftig. Aber Aussehen ist ja immer Geschmacksache. Die Symbole auf dem Spielplan sind indes gut verständlich und darauf kommt es schließlich an.
Die Spielanleitung ist gut lesbar, die Schrift ist ausreichend groß und die Texte sind verständlich. Alle Beispiele sind farblich hervorgehoben, außerdem gibt es erläuternde Bilder. Alle während des Spiels auftretende Fragen werden allerdings in der Spielregel nicht beantwortet. So habe ich an keiner Stelle gefunden, ob man beim mehrfachen Ziehen der Sklavenkarten vorher schauen darf, welche man gezogen hat oder nicht.
Bei Aquileia werden zunächst Figuren eingesetzt, und später dann die zugehörigen Aktionen ausgeführt. Die einzelnen Aktionen sind zudem verzahnt, um beispielsweise bei den Gladiatorenkämpfen in der Arena oder den Pferderennen im Stadion erfolgreich zu sein, sollte man passende Waffen- bzw. Pferdekarten haben. Für den Kauf von Handwerksbetrieben oder Villen benötigt man Geld, bei den besonders lukrativen auch Sklavenkarten. Also ist es besser sich erst, vielleicht beim Pferderennen, um das passende Kapital zu kümmern. Andrerseits hat man nur 5 Gefolgsmänner, man muss sich also entscheiden. Zuviel Grübler sollten daher nicht mit am Tisch sitzen.
Andrerseits spielt auch das Glück eine doch recht große Rolle. Zum einen sind Karten im Spiel, und es muss immerhin die für einen selbst richtige ausliegen. Zum anderen wird aber auch gewürfelt, und es kann durchaus so sein, dass die eigenen Würfel immer das Falsche zeigen.
Bei Aquileia gibt es 27 Möglichkeiten, seine Figur einzusetzen. Während man beim Spiel zu dritt meist seine Figur noch wunschgemäss setzen kann, wird es bei steigender Spielerzahl immer schwieriger.
Ich muss gestehen, ein derartiges Spiel hätte ich beim Zoch Verlag nicht erwartet. Denn den Zoch Verlag habe ich immer als Verlag für Kinder- und Familienspiele im Hinterkopf. Aquileia ist ein schönes Spiel. Mir gefällt es ausgesprochen gut und in meinen Spielrunden ist es auch gut angekommen. Wobei es in meinen Augen für die meisten Familien zu anspruchsvoll sein dürfte.
Ich danke dem Zoch Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares.
Spiel: Aquileia
Autor: Cielo D´Oro
Illustration: Geoffrey Cramm, Victor Boden
Verlag: Zoch Verlag
Anzahl: 3-5 Spieler
Alter: ab 12 Jahre
Dauer: ca. 90 Minuten
Jahr: 2011
Preis: ca. 31,50 Euro (Stand 11.12.2012)