Hansa Teutonica

Hansa Teutonica, 2-5 Spieler, ab 12 Jahren, ca. 45 - 90 MinutenBereits auf der Spiel 09 in Essen ist Hansa Teutonica (Argentum Verlag) vorgestellt worden. Dort habe ich es mir auch flüchtig angesehen, aber sowohl Cover als auch Spielbrett fesselten mich nicht. Auch wenn es jetzt fast wie eine Entschuldigung klingt, aber es gab so viele andere Spiele deren Cover und Spielbretter mich mehr ansprachen. Erst die vielen positiven Kritiken, die ich anschließend las, brachten mich dazu, mir Hansa Teutonica doch ausführlicher anzusehen.
 
Auch wenn es zum Thema des Spiels passt, wirklich gefallen tut mir das Cover von Hansa Teutonica (Deutsche Hanse) immer noch nicht. Ich gehöre wohl der "Bunt-Fraktion" an, egal ob es nun passend ist oder nicht. Das Cover könnte durchaus ein Gemälde aus der Zeit der deutschen Hanse sein. Auf dem Bild ist ein Kaufmann mit Schreibfeder abgebildet, der wohl an einem Schreibpult steht. Auch einige rote Beutel und versiegelte Briefe sind dort zu erkennen. Neben ihm, über dem Schlüsselbord, hängt eine Straßenkarte der damaligen Zeit Karte an der Wand. 
 
SchachtelrückseiteAuf der Rückseite der Schachtel ist zu lesen: Deutsche Hanse (lateinisch: Hansa Teutonica) ist die Bezeichnung für eine mittelalterliche Vereinigung niederdeutscher Kaufleute. Städte, die sich dem Kaufmanns- und Städtebund der Hanse anschlossen, bezeichnet man als Hansestädte. Und weiter: Die Spieler versuchen ihr Ansehen als Kaufleute zu Zeiten der Hanse zu mehren. Dazu gibt es auf unterschiedliche Art und Weise Gelegenheit: In möglichst vielen Städten vertreten zu sein oder gar ein zusammenhängendes Netzwerk aufzubauen kann genauso Erfolg versprechend sein wie die eigenen Händlereigenschaften zu verbessern. Die Texte gibt es sowohl auf deutsch als auch auf englisch; zudem sieht es so aus, als wären die Texte auf eine Pergamentrolle geschrieben. Auf dem Bild unter den Texten sieht man das Spielfeld und zwei Spielertableaus. Bei dem Spielfeld handelt es sich um die Karte, die bereits auf der Vorderseite "an der Wand hing". Natürlich fehlen auch die "technischen Daten" (2-5 Spieler, ab 12 Jahren, ca. 45 - 90 Minuten) sowie eine Auflistung des Spielmaterials nicht.

Material und Spielregel

SpielmaterialÖffnet man die Spielschachtel, so fällt zweierlei auf. Zum einen gibt es keinen Einsatz in der Spielschachtel, zum anderen ist das gesamte Material entweder aus Holz oder aus stabilem Karton. Aus Holz gibt es 135 Händler (Holzwürfel), je 27 in den Spielerfarben (rot, gelb, grün, blau und lila), 20 Großhändler (Holzscheiben), je 4 in den Spielerfarben, einen schwarzen Holzwürfel sowie eine Figur für das 2-Personen-Spiel. Der Spielplan ist beidseitig bedruckt; die eine Seite hat einige Straßen mehr und auch einige Städte sind größer, diese ist für 4 - 5 Spieler, die andere Spielplanseite entsprechend für 2 - 3 Spieler. Ich muss gestehen, zu Anfang war ich wohl mit Blindheit geschlagen, denn den entsprechenden Hinweistext Bonusmarker(unter der Leiste mit voll besetzten Niederlassungen) habe ich trotz suchen auf dem Plan übersehen. Außerdem gibt es noch 4 Grenzsoldaten, 16 Bonusmarker und 5 Spielertableaus, letztere ebenfalls in den Spielerfarben. Auf dem Spielertableau wird quasi das ganze Spiel zusammengefasst. Die Piktogramme unten zeigen an, welche Aktionen zur Auswahl stehen; die fünf Eigenschaftsbereiche bestimmen die Höhe des Einkommens, die Anzahl der Aktionen, welche Stadtfelder besetzt werden dürfen, wieviel Händlersteine umgesetzt werden dürfen und wie das eigene Netzwerk in der Schlusswertung gezählt wird. Natürlich gibt es auch noch eine Spielanleitung.

Im 24seitigen DIN A4 Heft gibt es die Spielregeln in deutsch und englisch sowie eine Kurzübersicht der Aktionen (deutsch) auf der letzten Seite. Die Anleitung ist gut strukturiert und beinhaltet die Abschnitte Material, Aufbau des Spielplans, Startaufbau, die Schreibtische der Spieler - die Spielertableaus, Spielablauf und Spielende. Außerdem werden noch die Bonusmarker und Zusätzliche Regeln für eine Partie zu Zweit erklärt. Was gerne vergessen wird und Tipps für die ersten Partien schließen den deutschen Teil ab.

Spielziel
Zum Schluss des Spiels möglichst viele Prestigepunkte bekommen ist das Ziel des Spiels. Doch die Möglichkeiten diese zu erreichen sind vielfältig: In möglichst vielen Städten Niederlassungen zu gründen, vielleicht sogar mit einem großen Netzwerk, kann eine Möglichkeit sein. Eine andere ist es vielleicht, seine eigenen Händlereigenschaften zu verbessern.
 
Spielplan 4 - 5 Spieler Spielplan 2 - 3 Spieler
 
Spielvorbereitung
Zunächst wird der Spielplan, eine mittelalterliche Karte mit Städten und Verbindungswegen, auf den Tisch gelegt. Anschließend bekommt jeder Spieler sein Spielertableau sowie die Händlerfiguren, die nun so auf dem Spielertableau platziert werden, dass nur noch die weißen Felder frei bleiben. Die anfänglichen Händlereigenschaften können dort nun abgelesen werden.
 
leeres Spielertableau (Schreibtisch) "Startaufstellung"  Spielertableau (Schreibtisch)
 
Spielablauf
Die eigenen Händlersteine Spielplanausschnitt (Spiel zu zweit)auf dem Spielplan einsetzen und durch Einrichten von Handelsrouten entweder Niederlassungen gründen oder eine der eigenen Handelseigenschaften verbessern, so könnte man den Spielablauf grob beschreiben. Und tatsächlich sind die Aktionen Händlerstein setzen und Handelsroute einrichten wohl die wichtigsten bei Hansa Teutonica. Doch ohne Einnahmen hat man irgendwann keine Händlersteine mehr zum einsetzen, und auch eigene Händlersteine auf dem Spielbrett umsetzen oder einen gegnerischen Händlerstein verdrängen plus einen eigenen an dessen Stelle setzen kann zeitweise sehr wichtig sein.
 
SobaldSpielplanausschnitt mit Sonderwertung Coellen auf einer Teilstrecke nur eigene Händler stehen, kann dort eine Handelsroute eingerichtet werden. Bei den meisten Städten kann man nur Niederlassungen gründen,  doch es gibt einige mit Sonderstatus (Groningen, Stade, Lübeck, Göttingen, Halle). Schließt man dort eine Handelsroute ab, so kann man seine Handelseigenschaften verbessern (Liber Sophiae = Anzahl der eigenen Händlersteine, die umgesetzt werden können, Privilegium = Farbe der Niederlassung, Geldbeutel = Einnahmen, Aktiones = Aktionen, Stadtschlüssel = Mehrfachzählung des größten Netzwerkes in der Endabrechnung). Auch Coellen hat Sonderstatus. Hier können Prestigepunkte für die Endabrechnung gewählt werden.
Während des Spiels ist es ebenfalls möglich Prestigepunkte zu sammeln. Einige Städte vergüten bereits das Gründen einer Niederlassung. Der Spieler, der die Kontrolle in einer Stadt hat, gewinnt ebenfalls an Ansehen (bekommt einen Prestigepunkt), wenn dort eine Handelsroute abgeschlossen wird. Gelingt einem die West-Ost Verbindung zwischen Arnheim und Stendal, so gibt es ebenfalls Prestigepunkte.
 
Spielaufbau für das Spiel zu zweit mögliche Spielsituation im Spiel zu zweit - beim Nachstellen für das Foto hab ich dummerweise vergessen, auch die Prestigepunktezähler zu platzieren
 
Sobald das Spiel endet (ein Spieler hat 20 oder mehr Prestigepunkte, der letzte Bonusmarker wurde gezogen oder die letzte Niederlassung der zehnten Stadt wurde besetzt), wird die jeweilige  Aktion noch beendet, alle weiteren verfallen. In der nun folgenden Abrechnung werden sowohl die Sonderfelder Coellens gewertet als auch die Prestigepunkte, die man durch die Anzahl der Bonusmarker, durch voll entwickelte Eigenschaften auf dem Spielertableau, durch die Niederlassungen in den Städten sowie durch das größte Netzwerk multipliziert mit dem Schlüsselwert des Spielertableaus bekommt.
 
Fazit
Über das Aussehen der Spielschachtel und des Plans habe ich mich ja schon ausgelassen. Sie bekommen bei mir immer noch keinen Schönheitspreis, aber es passt alles zusammen; der Spielplan ist zudem sehr funktionell. Beides, sowohl das Coverbild als auch der Spielplan könnten durchaus im Mittelalter entworfen worden sein (auch wenn ich mich im Mittelalter nicht wirklich auskenne). Die Qualität des Spielmaterials ist gut, die der Spielanleitung auch. Die Regeln sind verständlich formuliert, zusätzlich ist das Wichtigste am Seitenrand nochmals aufgeführt. Das man die Regeln nicht alle auf Anhieb behalten kann ist bei einer nicht ganz kurzen Anleitung (ich hab absichtlich auf das Wort lang verzichtet, denn es gibt durchaus längere Anleitungen) anscheinend normal. Sonst gäbe es den Punkt Was gerne vergessen wird nicht in der Anleitung. Einige dieser Punkte werden tatsächlich immer wieder gerne vergessen. Ein kleiner Hinweis in der Spielanleitung, wo man denn den Hinweis auf die Spielerzahl auf dem Spielplan findet, wäre allerdings schön gewesen. Oder eine deutlichere Kennzeichnung auf dem Plan selbst.
 
Hansa Teutonica hat einfache Regeln. Es sind nur fünf Aktionen, die es in diesem Spiel gibt. Gerade dadurch, dass der Spieler viele Freiheiten hat, muss er auch oft entscheiden. Das fängt damit an, dass er überlegen muss, welche Aktionen er durchführen möchte. Und, sobald es nicht nur um Einnahmen geht, auch, wo er dies denn möchte. Selbst beim Abschluss einer Handelsroute steht man meist vor einer Frage. Doch gerade das macht Hansa Teutonica so interessant. Und die Strategie, die gestern zum Gewinn führte, muss heute nicht gleich erfolgreich sein.

Ich bin froh, dass ich Hansa Teutonica einen zweiten Blick gegönnt habe. Familien sollten sich Hansa Teutonica durchaus einmal ansehen, denn die Spielzeit ist meist recht kurz (es sei denn man hat "den Grübler" dabei) und die Regeln sind einfach, auch wenn der Spieler viele Entscheidungen treffen muss. Und empfehle es wirklich jeder Spielrunde, die nicht gleich einen großen Bogen um strategische Spiele macht.

 

 

Mein Dank gilt dem Argentum Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Spiel: Hansa Teutonica
Autor: Andreas Steding
Illustration: Dennis Lohausen
Verlag: Argentum Verlag
Anzahl: 2-5 Spieler
Alter: ab 12 Jahren
Dauer: ca. 45 - 90 Minuten
Jahr: 2009
Preis: ca. 26 Euro (Stand 14.04.2010)